Über das Loslassen und das Bewahren
8. April 2016 11:08 Uhr

Über das Loslassen und das Bewahren

Einen interessanten Artikel über ein Thema, das viele unserer Kunden beschäftigt, brachte vor einiger Zeit die Stuttgarter Zeitung. Es handelt sich um ein Interview mit einer Journalistin, die nach dem überraschenden Tod ihrer Eltern plötzlich mit all diesen Fragen und Herausforderungen konfrontiert war, die sich in so einer Situation auftun. Ihre Erlebnisse hat sie schließlich in Buchform gebracht und veröffentlicht.

Wenn nahe Angehörige oder gar die eigenen Eltern sterben, finden sich die Hinterbliebenen oft in einer sehr ambivalenten Gefühlslage wieder: loslassen und gleichzeitig bewahren zu wollen. In dieser widersprüchlichen Situation werden insbesondere solche Schritte wie die Organisation der Beerdigung zu mitunter unüberwindlich scheinenden Hürden. Der Schritt muss getan werden, das ist allen Beteiligten ganz klar, aber weil er eben bedeutet, dass der Abschied dadurch zu etwas ganz Konkretem, zu etwas Unwiderruflichem wird, melden sich oft erhebliche Widerstände dagegen an, die es manchem Trauernden sehr schwer machen, diesen Schritt dann auch konkret zu gehen. Die Buchautorin Christina Erdkönig konnte in dieser Situation zumindest auf die Hilfe ihrer Schwestern zurückgreifen. Die Last verteilen zu können, das ist in solchen Fällen oft eine unglaublich große Erleichterung.

Probleme bereiten regelmäßig auch die Dinge, die Verstorbene hinterlassen haben. Hierbei geht es dann um die ebenfalls mit sehr zwiespältigen Gefühlen verbundene Frage, ob man sie aufheben oder eben entsorgen sollte. Was würde der oder die Verstorbene am ehesten wollen? Beim Nachdenken darüber kommt dann die Erinnerung an den geliebten Menschen oft wieder ganz nah. In ihrem Buch Loslassen und Leben aufräumen berichtet die Autorin über genau diesen Prozess und wie er bei ihr und den anderen Hinterbliebenen abgelaufen ist. In ihrem Fall ging es insbesondere um eine alte Vase, die plötzlich zu einem Objekt der Begierde wurde, obwohl eigentlich niemand sie schön fand, vielleicht aber deshalb begehrenswert erschien, weil sie mit einem Goldrand verziert war. In solchen Situationen entsteht dann oft Streit, der sehr, sehr schmerzlich und verletzend sein kann. Zumal dann, wenn Erben auftreten, die in keinem direkten Verwandtschaftsverhältnis zur Familie stehen.

Und schließlich sind da dann oft noch so Dinge wie Tagebücher, anderweitige Aufzeichnungen oder persönliche Unterlagen. Soll, darf man so etwas lesen? Erdkönig wirft eben diese Fragen auf und berichtet, wie sie persönlich damit umgegangen ist. Auch wenn ein Todesfall immer mit Schmerz verbunden sein wird, so hilft es doch sicherlich zu wissen, wie sich andere in solch einem Fall verhalten haben, wodurch man vielleicht einen Weg finden kann, besser mit der eigenen Trauer und Ungewissheit, mit all diesen schwierigen Fragen, die sich vorher vielleicht noch nie gestellt haben, umgehen zu können.