Zwanghaftes Horten (Messie-Syndrom)
19. Oktober 2014 16:53 Uhr

Menschen, die zwanghaft Dinge ansammeln

Jeder Mensch hebt wohl die ein oder andere Sache auf. Dinge sind verknüpft mit Erinnerungen, sie verkörpern Situationen, eine bestimmte Zeit im Leben oder stehen im Zusammenhang mit Menschen, die uns wichtig sind. Und dann gibt es noch Sachen, von denen man sich nicht trennen mag, weil man denkt: „Vielleicht kann ich das ja noch gebrauchen.“ Den meisten Menschen fällt es aber nicht allzu schwer, sich von Gegenständen zu trennen, bei denen der Erinnerungswert oder der Nutzwert verloren gegangen ist. Viele kennen das befreiende Gefühl, das oft damit verbunden ist, sich von alten Sachen zu trennen.

Anders ist es bei Menschen, die zwanghaft Dinge ansammeln. Meist belächelt hat dies bereits Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden. Scherzhaft heißt es oft: „Bist du ein Messie oder was …?!“ Das Übrige tun dann sogenannte Reality-TV-Shows, die Betroffene eher als Clowns darstellen denn als hilfsbedürftige Menschen.

In der Tat ist das zwanghafte Horten eine Krankheit. Betroffene leiden darunter und brauchen Hilfe. Laut einem Artikel des Deutschen Ärzteblatts lag die Zahl der hiervon betroffenen nach Schätzungen vor einigen Jahren weitaus höher als vielleicht zunächst gedacht: Bei ungefähr 1,8 Millionen Menschen in Deutschland ist das Aufheben oder Wegwerfen eine existenzielle Frage und zu einem riesigen Problem geworden.

Es handelt sich um einen schlimmen Teufelskreis: Die Betroffenen spüren, dass sie Hilfe brauchen, fühlen sich aber gelähmt, die Ordnung zu schaffen, die sie vielleicht von früher oder von anderen kennen und der Schritt Hilfe anzunehmen wird umso schwieriger, je ausgeprägter die Unordnung in der eigenen Wohnung wird. Hinter dieser Krankheit stehen ernst zu nehmende psychologische Schwierigkeiten und Hemmungen: Die angesammelten Sachen können deshalb so schwer entsorgt werden, weil sie zu einem Ersatz für inneren Mangel geworden sind. Problematisch wird es, wenn die Benutzbarkeit der eigenen Wohnung eingeschränkt wird und damit die Lebensqualität der Betroffenen sinkt.

Ein Schritt heraus aus diesem Teufelskreis kann es sein, professionelle Hilfe anzunehmen; einerseits in Form einer fachgerechten Entrümpelung und andererseits in Form psychologischer Unterstützung. Je weniger diese Krankheit tabuisiert wird, desto mehr Betroffene werden diesen Schritt wagen. Lohnen tut er sich ganz bestimmt.