Gehen heutzutage Produkte schneller kaputt als früher?
22. Juni 2016 15:28 Uhr

Gehen heutzutage Produkte schneller kaputt als früher?

Diesen Verdacht hatte wohl so mancher schon einmal: Geräte – Haushaltsgeräte, elektronische Geräte wie Computer usw. – gehen eher kaputt, als sie doch müssten. Die Hersteller machen das doch mit Absicht, die bauen die Sachen bewusst so, dass sie nach einer bestimmten Zeit den Geist aufgeben, damit man alle Jahre wieder schön eine neue Waschmaschine kauft … Soweit der Verdacht. Aber ist da eigentlich was dran? Kann man das nicht einfach mal irgendwie nachprüfen? Kann man. Wär ja sonst auch blöd diese Frage zu stellen, richtig?!

Produkte aus Deutschland galten über Jahrzehnte als besonders hochwertig. Das Label „Made in Germany“ stand für exzellente Qualität und eine lange Haltbarkeit. Dass es einem heute manchmal so vorkommt, als würde nur noch für die Tonne produziert werden – sprich: Gehen heutzutage Produkte schneller kaputt als früher? –, das mag erst einmal daran liegen, dass gerade elektronische Produkte, die wir hier kaufen, kaum noch in Deutschland produziert werden. Klar gibt es das noch, aber das Gros stammt aus Asien. Und dort herrschen eben andere Qualitätsstandards. Das ist also schon mal eine vernünftige Ursache für diesen Eindruck.

Und dann haben sich Wissenschaftler im Auftrag des Bundesumweltamts diese Sache einmal genauer angesehen, der SPIEGEL berichtete.
Das Beruhigende vorweg: Sie fanden keinerlei Hinweise darauf, dass Hersteller absichtsvoll für Geräteverschleiß sorgen. Was man aber sagen kann, ist, dass die Produktlebenszyklen – der Fachausdruck in diesem Zusammenhang – grundsätzlich kürzer werden. Und das liegt dann tatsächlich an den Herstellern. Der Hintergrund dabei ist, und das ist irgendwie nachvollziehbar, dass es bei dem gegenwärtig immer noch rasend schnell voranschreitenden technologischen Wandel kaum Sinn ergibt, ein Smartphone zu konstruieren, das, wie es im Artikel heißt, „ 100 Jahre hält, wenn die meisten Verbraucher sich nach fünf Jahren ein neues kaufen“. Nicht die Qualität der Geräte nimmt also ab, sondern die Umstände erfordern einfach kürzere Produktlebenszyklen. Auf Smartphones, die 100 Jahre lang halten, bleibt ein Hersteller sitzen, weil so etwas niemand so richtig gebrauchen kann und kaum bereit sein wird, da einen entsprechenden Preis für zu bezahlen. Die Schattenseite des Ganzen ist dann natürlich auch noch, dass bei kürzeren Lebensdauern natürlich erheblich mehr Elektronikschrott usw. anfällt.

Und ganz allgemein gilt auch: Je mehr und je komplizierter die Elektronik in Geräten ist – und heute kommt ja kaum noch irgendein Gerät, Staubsauger vielleicht noch, ohne einen USB-Anschluss aus –, desto anfälliger sind sie für Schäden.
Im Übrigen haben die entsprechenden Verbände, Verbraucherschutzorganisationen etwa, da auch ein Auge drauf und setzen sich für Normvorschiften ein, etwa, dass ein Staubsauger 500 Stunden lang gefälligst Staub zu saugen hat, bevor er den Geist aufgibt.

Man sieht also, es ist mal wieder ein ganz klein wenig komplizierter als gedacht. Verändern tun sich die technischen Rahmenbedingungen und auch das Nutzerverhalten. „Made in Germany“ – schön war‘s. Dafür kann man heute die Waschmaschine per USB an den Computer anschließen und sich umweltschonende Waschprogramme herunterladen. Das hat doch auch was, richtig?