Die Ideen sind gut, doch die Welt noch nicht bereit
7. September 2016 13:34 Uhr

Ist das die Rettung für unseren Planeten?

Interessant und sinnvoll, sehr, sehr sinnvoll sogar: Produkte so zu planen, dass sich ihre sämtlichen Bestandteile später, wenn das Produkt nicht mehr benötigt wird, restlos wiederverwerten lassen. Das ist Umweltschutz und Nachhaltigkeit 2.0.

Michael Braungart denkt sehr viel in dieser Richtung nach. Der Chemiker betreibt sogar eigens eine Firma hierzu und kann auf zahlreiche internationale Kontakte zurückgreifen. Und er scheint willig zu sein, dieses Thema mächtig zu forcieren. Ist das die Rettung für den von Abfällen so arg gebeutelten Planeten Erde?

In einem Artikel in der ZEIT ist der Tenor jedenfalls erst mal, dass es so nicht weitergehen könne wie bisher, die Politik kommt nicht besonders gut weg: „Deutschland und die EU erweckten mit ihren kleinteiligen Regulierungen und Grenzwerten zwar den Eindruck, etwas für den Umweltschutz zu tun. In Wirklichkeit optimierten sie nur falsche Systeme.“ Sagt Braungart. Das sitzt natürlich. Aber wie kann man es besser machen? Was schlägt Braungart vor? Eine Idee ist es eben, Produkte nur noch aus Stoffen herzustellen, die rückstandslos entsorgt werden können. Schuhsohlen, die dann hinterher mal auf den Kompost können usw. Einige Produkte hat Braungart mit seiner Firma dazu schon entwickelt: Shampoos, die vollkommen rückstandsfrei sind oder
Flugzeugsitze aus kompostierbaren Materialien. Wir sagen: Sehr lobenswert!
Und er legt den Finger noch tiefer in die Wunde: Gemeinhin denkt man, dass das Recyceln von Altpapier vollkommen umweltfreundlich wäre – Fehlannahme. Bei der Wiederverwertung fallen giftige Rückstände an, die die Umwelt erheblich belasten. Ein Teufelskreis. Braungart aber denkt in vollkommen andere Richtungen: Gar kein Papier mehr nehmen, sondern z. B. Bücher auf Kunststofffolien drucken, mit abwaschbarer Tinte. Kann dann beides wiederverwertet werden. Hat er so gemacht bzw. machen lassen, mit seinem ersten Buch. Ein Vorreiter.
Doch wie viele gute Ideen leiden auch seine an der Umsetzung bzw. an mangelndem Willen: Da man in der EU Unternehmen nicht vorschreiben darf, welche Materialien sie zu benutzen haben, werden diese auch weiterhin Papier benutzen. Ist eben günstiger. Spielverderber.

Eine Idee, die ein wenig nach Spinnerei klingt, ist diejenige, (benutzte) Windeln zu sammeln und sie in Wüstengebiete zu transportieren, als Dünger. Wieder grätscht ihm dabei aber die Realität rein: Und wie und wo soll wer die sammeln und dann der Transport und, und, und. Das hat er wohl schon oft gehört, und sagt deshalb nur ganz trocken dazu: „Ich bin kein Müllmanager, ich bin Produktentwickler.“ Standing hat er.

Manche Ideen brauchen vielleicht ihre Zeit, bis sie sich endlich durchgesetzt haben. Die Chancen dafür stehen doch ganz gut: Mit jedem Tag wächst das Abfallproblem auf der Erde. Man darf also optimistisch bleiben. Irgendwann wird man optimistisch werden müssen, um nicht gänzlich zu verzweifeln.